Elena Becker MA

Kritik der Regulierung oder: technokratische Effizienz

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Als -erste- Amtshandlung gab der „designierte“ (künftige) US- Präsident D. Trump drastische („Straf-“!)Zölle gegen die angrenzenden Staaten Mexiko und Canada bekannt.

Trump rechtfertigte die (protektionistischen) Maßnahmen als Schutz vor -ausländischer- Kriminalität.

Indessen wurde ein Prozeß gegen D. Trump wegen des Vorwurfs der „Wahlmanipulation“(2021) eingestellt(!). Bundeskanzler O. Scholz wurde von der „SPD“ offiziell zum Kanzlerkandidaten (2025) nominiert.

Der von der CDU als Gegenkandidat aufgestellte F. Merz lehnt wie Ex- Finanzminister P. Lindner eine Aufhebung der (sog.) Schuldenbremse zugunsten von „Investitionen“ ab und wurde hierfür u.a. von den „Grünen“ kritisiert.

Ex-Kanzlerin A. Merkel bekundete ihre Unterstützung für Merz und bescheinigte ihm einen „Willen“ zur „Macht“(sic). Der von D. Trump für ein neuartiges „Effizienz“-Ressort beauftragte Technologie-Unternehmer E. Musk will gegen -“zuviel“- Bürokratismus vorgehen.

In seiner Bereitschaft, seinen Willensbekundungen oder -Th.W. Adorno- „declaration(s) of intention“ konkrete Taten folgen zu lassen, steht der politisch unerfahrene E. Musk dem designierten US- Präsident D. Trump in nichts nach.

Seine -erklärte- Absicht, die bürokratische „Über“-Regulierung zu „rationalisieren“ m.a.W. zu reduzieren, entspricht darin voll und ganz dem „American Spirit“ und speziell: einer mit M.F. Aronson:„muskulösen(!) Intelligenz“(ebd.), worin M. Horkheimer („Kritik der instrumentellen Vernunft“) u.a. das - „Wesen“- der industriellen Zivilisation und ihrer Kernkompetenz: der Ingenieurskunst charakterisierte.

Das Charakteristikum dieser, wie sie Aronson beschreibt, „von der Grenze genährten, athletischen(sic) Mentalität“(ebd.) ist, das „Durcheinander“(ebd.) -tatkräftig- „anzupacken“(ebd.), das der „Industrialismus“(ebd.) selbst angerichtet habe.

Diesem -prototypischen- Geist ist es nicht weiter abträglich, wenn er sich eines (sog.) Paradigmenwechsels bedient und seine Dynamik statt gegen den „Industrialismus“ gegen das -“bürokratische“- System richtet und sich seiner gezielten „Demontage“(Adorno, ebd. S. 43) zuwendet.

Auch in solcher -“pragmatisch“(Horkheimer, ebd.)- anvisierten und -gepackten „Alternative“(Adorno, S. 42) richtet sich die -moderne- Rationalität gegen das System, das sie generierte: das -Wesen- der (technologischen)„Verwaltung“(Ad0orno, S. 42), welches, wie Th.W.Adorno in „Negative Dialektik“ überzeugt ist, mit dem „Usus der herrschenden Meinung“(ebd.) sowohl als einer -pragmatischen, politischen- („Ja-Nein“-) „Wahl“(ebd.) konfundiert ist und übereinstimmt.

So sehr der aktivistische Drang dieser -Aronson- „frontiersmen“(Horkheimer, S. 145) diese als, Horkheimer:“unbewußte Anhänger Johann Gottlieb Fichtes“(ebd.) erscheinen und wirken(!) ließ, so wenig bekennt sich der amerikanische Pragmatismus (John Deweys) selbst zu einem solchen „Ahnherren“ und Anlehnung an -J.G. Fichtes- Subjektivismus.

John Dewey, der Propagent des amerikanischen -philosophischen- Pragmatismus macht für diese Abneigung gegenüber dem Philosophen der „Tathandlung“, J.G. Fichte, dessen -(hyper-)moralische- Implikation der „Pflicht“-Handlung und des -reinen- „Sollens“ verantwortlich.

Dewey sieht Fichte in „Die Suche nach Gewißheit“ in der Linie eines „Supremats der Moral“.

Demgemäß versuchte J.G. Fichte nach Deweys Auslegung, Dewey:

„eine Vereinheitlichung des Kognitiven und Praktischen vonseiten des moralischen Ich, von dem der Imperativ der Pflicht ausgeht. Das `ist´ des Erkennens soll vom `Soll´ der Moral abgeleitet werden. Die Anstrengung ist nicht sehr vielversprechend“; denn, lautet Deweys Einwand, „ sie scheint mehr für den sittlichen Eifer seiner Persönlichkeit als für die Nüchternheit seines Verstandes zu sprechen.“( J. Dewey. Die Suche nach Gewißheit. S. 66)

Darin mit dem -“objektiven“- Idealisten G.W.F. Hegel einig, teilt Dewey mit:

“Die moralische Aufgabe des Menschen besteht nicht darin, eine Welt in Übereinstimmung mit dem Ideal zu schaffen, sondern sich die Bedeutung und Werte, die in der wirklichen Welt schon verwirklicht sind, geistig und in der Substanz seiner Persönlichkeit anzueignen.“(ebd.)

Man ist versucht, hierin ein Bekenntnis zu den Prinzipien einer „freien“ Persönlichkeit und „Individualismus“ zu erkennen, was es auch, ganz anders aber als im Sinne eines „bürgerlichen Individualismus“(Adorno, S. 47) tatsächlich ist.

Das Verständnis eines -Deweys- (pragmatischem) Individualismus, den Dewey in „Erfahrung und Natur“ in einem -„charakteristischen“- „Zentrum und Begehren(!), Denken und Hoffen“(ebd.) verankerte, ist weniger durch die Vorstellung der -Freiheit- der Persönlichkeit und der „Meinung“ geprägt als durch die supremathafte einer „Leistung“(ebd. S. 212) und eines -stabilen, verläßlichen- Garanten in Zeiten der „Veränderung“ und der Krise.

Die -semantische- Verschiebung, die das Denken des amerikanischen Pragmatismus vom (sog.) „bürgerlichen“ -meinungsorientierten- Individualismus unterscheidet, spricht aus folgender Bemerkung Deweys:

“... sobald erst einmal eine Situation besteht, in der die Tradition der Ordnung und Einheit noch lebendig ist, während der wirkliche Zustand der Dinge ein Zustand der Veränderung und des Konflikts ist, ist eine Situation da, in der man sich notwendigerweise auf die Individualität verlassen muß... so beruhen Hoffnung und Zutrauen eher auf der Leistung von Individuen als auf der der kollektiven Tradition.“(J. Dewey. Erfahrung und Natur. S. 212)

Diese Vorstellung einer ingeniösen, tatkräftigen, die Stabilität in veränderlichen und krisenhaften Zeiten erneuernden Individualität steht, wie John Dewey deutlich zu machen versucht, in keiner Verbindung mehr mit der althergebrachten -klassischen- Tradition und eines sonstigen -breiten- Spektrums, mit dem Dewey unter der Rubrik des „Invididualismus“ aufräumt.

Dewey:

“Der Individualismus ist auf ganz unterschiedliche Weise verstanden worden. Für diejenigen, die an der klassischen Tradition festhalten, ist er eine Revolte undisziplinierter Barbaren, die zu dem spontanen, launischen Egoismus der Kindheit zurückkehren; in einer anderen Version... ist er eine Rebellion der unverbesserlichen Natur gegen die göttliche Autorität,... Für noch andere ist er eine Emanzipation, das Erreichen einer selbstgewollten Reife...; ja, eine Übertragung von ehrenden Prädikaten, die früher der Klasse, der Spezies, einem Universale vorbehalten waren, auf jede bewußte Einheit.“(J.Dewey. Erfahrung und Natur. S. 212)

Anders als dem -bürgerlichen- Individualismus, dem im Industrialismus und in seiner Konsequenz ebenso wie einem „emanzipierten Begriff der Vernunft“(Adorno, S. 47) nach Auskunft der „Kritischen Theorie“ die Basis entzogen wurde, rückt der -pragmatische- Begriff des Individuums in die Stelle des -“absoluten Willens“(J.G.Fichte)- und in seiner Hypostase: einer F. Nietzsche´schen Subjektideologie.

Der Pragmatismus Deweys hat jedoch nie ein derartiges -das „Wesen“ des menschlichen Individualismus vereinfachendes und gleichzeitig hypostasierendes- „Résumé“(Adorno, S.43) gezogen, um darin nach Art einer „Repräsentationskonvention“(C.S.Wright/R.Rorty) zu verfahren und den -obersten- Posten innerhalb eines „frame of reference“(Adorno, S, 43) zu besetzen.

Ebensowenig ist in der „objektiven Struktur“(Horkheimer, S. 146) des Industrialismus, der gemäß M. Horkheimers Analyse den „Niederhang des Individuums“(ebd.) bewirkte, eine derartige Ausfiguration zu erkennen -außer- in der Figur der „Struktur“(L. Althusser/G. Deleuze) selbst oder spezifisch des -J.-F. Lyotard („Intensitäten“)- „Kapitalismus“.

In der -objektiven- „Struktur“, die nach L. Althusser den einzelnen „Stelleninhabern“(Deleuze, ebd.) und „konkreten Individuen“(ebd.) ihren rollenspezifischen „strukturale(n) Ort“(ebd.) zuweist, ist das -wahre- „Subjekt... die Struktur selbst“(L. Althusser zit. n. G. Deleuze. Woran erkennt man den Strukturalismus? S. 26)

Diese „regelt“ alle Verschiebungen und „Austauschformen“(Deleuze, S. 45), die nicht mehr nach der -“Äquivalenz“(Adorno, S. 43)- von „Schuld und Buße“(ebd.) miteinander identifiziert werden, sondern in der -“Ordnung“(Deleuze. ebd. S. 56)- der „Strukturen“(ebd.) dem „Funktionieren der Struktur“(Deleuze. ebd. 52) unterliegen und von dieser in Form von Differenzen und „Widersprüchen“(ebd.) hervorgebracht(ebd.) werden.

Diese Struktur kann niemals, wie Gilles Deleuze in „Woran erkennt man den Strukturalismus?“ explizit sagt, auf ein -irgendein- Deleuze:“einfaches Wesen reduziert“(ebd.) werden.

Es ist aus der Perspektive eines -ökonomischen (ebd.)- Strukturalismus also verwehrt, die Frage nach einer -obersten- Struktur zu stellen, die alle anderen Strukturen in „letzter Instanz“(ebd. S. 51) bestimmte.

„Aus mehreren Gründen“, antwortet Deleuze,

„sind diese Fragen sinnlos. Alle Strukturen sind Infrastrukturen. Die Ordnungen der linguistischen, familiären, ökonomischen... etc. Strukturen charakterisieren sich durch die Form ihrer symbolischen Elemente, die Vielfalt ihrer differentiellen Verhältnisse, die Art ihrer Besonderheiten, schließlich und vor allem durch die Art des Objekts(sic)=x, das ihr Funktionieren leitet.“(G. Deleuze. Ebd. S. 51)

In ihrer Apodiktizität ist die von einem Objekt=x „geleitete“ (ökonomische) Struktur ebenso „ganz“ und „unantastbar“(J.G. Fichte) wie der von J.G. Fichte der „Person“ und ihrem „Urrecht (auf Wirkung)“(Fichte, ebd. S. 246) un-eingeschränkte „Freiheitsgebrauch“(ebd. S. 248) oder des -J.G. Fichte- „persönlichen Rechts“(ebd.), das sich außer in der „selbst setzenden“ Tathandlung im Eigentum verobjektiviert.

Erst auf der Vorstellung -dem Modell- des uneingeschränkten „persönlichen Rechts“, das Fichte ein „absolutes und abgeschlossenes Ganzes“(ebd.) bezeichnet, beruht u.a. das (J.G. Fichtes) Konzept eines -nach außen abgegrenzten- realisierten „Geschlossenen Handelsstaats“, dem also keinesfalls der Status einer „präexistenten Ordnung“(Dewey. Erfahrung. S, 213) zukommt.

An der Theorie -Genealogie- der Staatsentstehung scheiden sich jedoch die, wie J. Dewey in „Erfahrung und Natur“ dargelegt hatte, verschiedenen Interpretations-Richtungen, die ab dem 17. Jahrhundert die Definition des „guten und gerechten Staates“(Dewey, ebd. S. 213) an die -J. Dewey- „Tätigkeiten der einzelnen Individuen“(ebd.) knüpften.

„Ein guter und gerechter Staat“, erläutert John Dewey hierzu,

„wäre einer, der auf freiwillier Übereinkunft beruhe... Ein guter Staat bestehe nicht von Natur aus, sondern werde durch die Tätigkeiten der einzelnen Individuen zum Zweck der Befriedigung ihrer Bedürfnisse erst geschaffen.“(J. Dewey. Erfahrung und Natur. S. 213)

Dieses, sei es (freiheits-)rechtliche, sei es bedürfnis-orientierte Verhältnis der Individuen zum Staat verkehrt sich in denjenigen zum modernen -industriellen- Staat und zur -objektiven- Struktur in ihr Gegenteil: die Individuen sind „funktionale“ Elemente (G. Deleuze) eines stukturalen, produktiven Ganzen, dem sie nach der Kategorie der „Nützlichkeit“(Horkheimer, S. 146) unterworfen sind.

„Was das Ideal der Produktivität angeht“, konkretisiert Max Horkheimer in „Zur Kritik der instrumentellen Vernunft“,

„so ist festzustellen, daß ökonomische Bedeutung heute sich nach der Nützlichkeit für ihre Machtstruktur bemißt, nicht nach der für die Bedürfnisse aller. Das Individuum muß seinen Wert der einen oder anderen Gruppe beweisen, die in den Kampf um einen größeren Anteil an der Kontrolle über die nationale und internationale Wirtschaft verwickelt sind.“(M. Horkheimer. Zur Kritik. S. 146)

Diesen Strukturbedingungen ordnet sich auch das -Kriterium- der (sog.) „efficiency“(engl; ebd.) unter, das -Horkheimer- die „einzige Rechtfertigung für das pure Dasein eines jeden Individuums“(ebd.) ergibt und -nicht- als ein Zeichen -technischen- „Könnens“(ebd.) zu mißdeuten sei oder etwas über die besondere Befähigung und „Eignung“(ebd.) einer -leitenden- „Person“(ebd.) aussage.

Die besondere Eigenschaft der „efficiency“ steht vielmehr im Kontext mit einer -progressiven, zukunftsorientierten- Dynamik und der integrativen „Fähigkeit“, so Horkheimer,

„`einer von den Jungen´ zu sein, sich zu behaupten, andere zu beeindrucken,..., die richtigen Verbindungen zu pflegen“(ebd. S. 147)

. Wenn derartigen in erster Linie selbst einführenden und durchsetzungsfähigen „Talenten“(ebd.) in der modernen Industriegesellschaft nach Horkheimers „Deklaration“ tatsächlich größerer Wert beigemessen wird, insofern sie das so qualifizierte Individuum als „konform“ für eine funktionale Zukunftsgesellschaft „passe-partout“ ausweisen, wenn allgemein, Horkheimer, unter diesen geltenden Voraussetzungen

„die moderne Gesellschaft die Tendenz hat, alle Attribute von Individualität zu negieren, werden ihr Mitglieder dann nicht, so läßt sich fragen, durch die Rationalität ihrer Organisation entschädigt?“(M. Horkheimer. Zur Kritik. S. 147)

Diese Frage ist für Horkheimer nur vom Standort einer -ökonomischen- Strukturordnung aus zu beantworten, an dem sich die Alternative -Dichotomie- zwischen -“un-begrenzt“ progressivem- Liberalismus und -“technokratisch“(ebd.)- geregelter Planwirtschaft (ebd.) aufschließt, in der M. Horkheimer die -Perspektive- einer „neuen Rationalität“(ebd.) verwirklicht sieht:

“Der Ausdruck der menschlichen Bedüftnisse wird nicht länger durch zweifelhafte ökonomische Indikatoren des Marktes verzerrt; stattdessen werden diese Bedürfnisse statistisch festgelegt, und alle Arten von Ingenieuren -industrielle, technische, politische- wetteifern, sie unter Kontrolle zu halten. Steht diese neue Rationalität“, fügt Horkheimer hinzu, „auf der einen Seite der Idee der Vernunft näher als das Marktsystem, so ist es auf der anderen weiter von ihr entfernt.“(M. Horkheimer. Zur Kritik. S. 147)

Der -Horkheimers- „technokratische Traum“(ebd.) bleibt bislang unerfüllt. Hätte sich eine derartoge politisch-ökonomische Utopie in einer absehbaren Zukunft realisiert, hätte diese -technokratische- Rationalität den definiten Bruch mit dem (sog.) Liberalismus bedeutet, der seit dem 18. Jahrhundert seinerseits die „Staatsräson“(M. Foucault) der (sog.) „Gouvernementalität“(ebd.) ersetzte.

Damit entstand für Michel Foucault („Analytik der Macht“) die -historische- Grundlage dafür, den Liberalismus als -Foucault:- „Prinzip und Methode der Rationalisierung [Begrenzung] der Regierungsausübung“(ebd. S. 181), also der „Regierung“(ebd.) selbst zu analysieren, die -nicht- „Selbstzweck“(ebd.) sein dürfe und unter die -liberalistische- Prämisse fällt:“es wird stets zuviel regiert“(ebd.).

Diese „Kritik“(ebd.) darf nicht verwechselt werden mit einer -gouvernementalen- „Optimierung“(ebd. S. 189), die darauf abzielte, die „Wirkungen“(ebd.) zu „maximieren“(ebd.), indem sie die „Kosten minimiert“(M. Foucault, Analytik der Macht. Ebd.).

Im Gegensatz dazu versteift sich die Analyse Foucaults darauf, den Liberalismus -nicht nur- als („selbstregulierte“, „kybernetische“ o.ä.) Praxis (ebd.S. 180) d.h. als eine auf, (Foucault):“Ziele hin orientierte und... regulierende `Weise des Tuns´“(ebd.) zu interpretieren, sondern als eine „Rationalisierung“(ebd. S. 181), die der „internen Regel maximaler Ökonomie“(Foucault, ebd.) obliegt.

In dieses „geschlossene“ System (N. Luhmann. „Die Wirtschaft der Gesellschaft“) ist, neben dem „Einbau“ der -externen- „Grenze“(ebd.) nur die -andere- systemtheoretische Alternative möglich, die N. Luhmann benennt:“des Einbaus temporärer fremdartiger Beratungssysteme“(ebd. S. 332) in das System. E.B.