Elena Becker MA

Wahrheits-Status oder: die a-logische Information

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Als Konsequenz aus der Wahl-Niederlage in Thüringen trat der Bundesvorstand der Grünen -Nouripour und Lang- zurück.

Den gleichen Beschluß faßte zuvor bereits die „Jugend“- Organisation der Grünen, die damit bezwecken, den (aktuellen) Parteikurs nach „links“ zu korrigieren.

Nach dem un-vorhergesehenen Wahlsieg der „SPD“ in Brandenburg zeichnet sich eine Koalition von „SPD“ und „BSW“ ab.

In einer diesbezüglichen Mitteilung informierte die „CDU“ darüber, sich nicht an dem Bündnis beteiligen zu wollen.

Einen „Fehler“ nannte Rußland auf der derzeitigen „UN“-Versammlung in New York die Aussage des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, der äußerte, Rußland müsse zum Frieden „gezwungen“ werden.

Einen darin bestehenden „Friedensplan“ will Selenskyj u.a. mit dem US- Präsidentschaftskandidaten D. Trump besprechen.

Indessen wies Rußland auch die UN- Reformziele u.a. eine -atomare- Abrüstung -kategorisch- zurück.

Keineswegs „irrt“ sich der kurz vor seinem Amtsende stehende US- Präsident Joe Biden wohl in seiner -unwidersprochenen- Einschätzung (Aussage), der derzeitige Nahost-Konflikt könne sich zu einem „umfassenden“ Krieg ausweiten.

Dem u.a. früheren US- Außenminister Biden bleibt unbenommen, daß er die -Materie- , von der er spricht, „gut kennt“.

Angesichts politischer „Situationen“, die eine profunde, i.d.R. erfahrungsbasierte Sachkompetenz erfordern, wäre es auch gänzlich irreführend, hierbei -aristotelisch- von (sog.) „Substanzen“ zu reden, die einen universalistischen Wahrheitsstatus reklamieren, der in der Erfahrungsrealität größtenteils durch den Austausch von (sog.) „performativen Mitteilungen“(N. Luhmann)1 aufrechterhalten und in „Gang“ gehalten wird.

Die -Gesetzmäßigkeiten- der „Informationswelt“ beschränken sich auf „notwendige“, formalindikative d.h. inhaltsoffene Faktoren, die keine (sog.) „apodiktische“ Evidenzwahrheit zulassen und -unter diesem Blickwinkel- „absolute“ Einschätzungen und „Prognosen“(Luhmann, ebd. S. 102) über die -Institution- des „Staates“(ebd.) und damit korrelierte politische Ereignisse wie „Wahlen“ oder „Krieg“ -prinzipiell- erschweren.

Lediglich mit dem -inversiven- Vorzeichen einer solchen semantischen Umdeutung, wie sie M. Heidegger in seiner Schrift „Vom Wesen der Wahrheit“ seiner Daseinsontologie überstülpte, kann auch in der Informationstheorie und einer konkreten politischen Pragmatik von einer grundsätzlich und potentiell „erratischen“ (lat. errare: irren), irrtumsanfälligen Wahrheit gesprochen werden und damit halt-los hantiert werden.

Was in -scholastischer- Terminologie als Kontingenzwahrheit bezeichnet wurde, wird in Heideggers „alltäglicher“ Daseinsontologie ihrerseits in eine Generalaussage stipuliert:“Jedes Verhalten“, schreibt Heidegger in „Vom Wesen der Wahrheit“,

„erstreckt sich vom gewöhnlichsten Sich-vertun, Sich-versehen und Sich-versteigen in den wesentlichen Haltungen und Entscheidungen. Was man jedoch,“ fügt Heidegger an,

„gewöhnlich und auch nach den Lehren der Philosophie als Irrtum kennt, die Unrichtigkeit des Urteils und die Falschheit der Erkenntnis, ist nur eine und dabei die oberflächlichste Weise des Irrens.“(M.Heidegger. Vom Wesen der Wahrheit. S. 24)

Implizit aber nimmt Heidegger Rekurs auf das -humanistische- Axiom „errare humanum est“(lat.: Irren ist menschlich), das den -Irrtum- in die menschliche „Wesensverfassung“ verlegt und von Heidegger somit in die „innere(n) Verfassung des Daseins“(ebd. S. 24) und seines alltäglichen „Hin- und Her(s)“(ebd.)- Wendens relegiert wird, von dem das Dasein ständig „genötigt“ ist.

Dem -humanistischen- Diktum „Irren ist menschlich“ entspricht die -moderne- (natur-)wissenschaftliche Wahrheitshypothese, die auf „experimentelle“, zumal (sog.) „falsifizierbare“ Erkenntnissse über -einzelne- Substanz(en) und -elementare- „Zustände“ gegründet ist.

Den Anfang dieser modernen naturwissenschaftlichen Anschauung markierte u.a. die „Newtonsche Physik“, die in ihrer Deutungsperspektive von (sog.) Substanz-en allerdings wiederum nach Worten John Deweys in „Die Suche nach Gewißheit“,

„die Vorstellung akzeptierte, es müsse an der Wurzel aller Existenz bestimmte Dinge geben, die ihrem Wesen nach unwandelbar sind und solche unwandelbare Wesenheiten seien die Gegenstände aller wahren Erkenntnis, weil sie die Garantie einer unwandelbaren Sicherheit gewähren.“(J. Dewey. Die Suche nach Gewißheit. S. 122)

Diese, in der Newtonschen Physik übernommene und ihr zugrunde gelegte Annahme der „alten“ Metaphysik über die -ewige(n)- Substanz(en) korrespondierte sowohl einer auf die „ousia“(gr.; „Wesen“) -das wahre Wesen- gegründeten -objektiven- Wahrheit wie auch einer -Newtonschen- Kausalität.

„Veränderungen“(ebd. S. 123), die an den „Substanzen“ nach scholastischer Rede: „akzidentell“ auftreten und „kausal“ verursacht erscheinen, sind gemäß dieser -Newtons- Auffassung und „Perspektive“ also rein äußerlich (transitorisch) und „beeinflussen nicht deren innere Natur“(J.Dewey. Vom Wesen der Wahrheit. S.123).

Die -Newtons- Begründung ist tautologisch: „andernfalls wären Substanzen eben keine Substanzen“. (ebd.)

Für inkonsequent erachtet John Dewey nicht nur, daß die Newtonsche Physik, obwohl sie den „experimentellen und mathematischen Weg“(ebd.) einschlug, an der metaphysischen „Substanz“ quasi dogmatisch festhielt, sondern daß sie unter dieser Nomenklatur noch -kategorisch- zwischen „primären“(ebd.) und „sekundären“(ebd.) Qualitäten wie -J. Dewey- „Farbe, Klang, Geruch, Geschmack“(ebd.) differenzierte und letztere aus der Realität ausschied.

Umgekehrt leugnete die L. Wittgensteins beschreibungsrelative „Wahrheitstheorie“ jedwedes -besonderes- „etwas“(H. Marcuse)2, wie der davon ausgehende „linguistische“ Positivismus auch den „Geschmack“ der „Ananas“(ebd. S. 194) durch eine „exakte“(ebd.) Umschreibung zu paraphrasieren versuchte, die -keiner- anderen als einer „medizinischen“(ebd.) und „psychologischen“(ebd.) Erklärung dienen konnte und dadurch gestützt werden sollte.

Der -positivistische- Sprachanalytiker, der die alltäglich vorkommenden Sprechweisen des (sog.) „Mannes auf der Straße“(ebd. S. 182) erforscht und auswertet, tendiert so endgültig dazu, relative „Ähnlichkeiten“(ebd. S. 190) in der -konkreten- Erfahrung mit einer -abstrakten- „gereinigten Sprache“(ebd. S. 188) zu identifizieren.

Auf diese Weise wird die alltägliche Sprache „abgesondert“(ebd.) von den sedimentierten Bedeutungen und -andererseits- dem „Universum der Sprache“(ebd.), das von diesen Elementen „ernsthaft gestört“(ebd. S. 198) zu werden vermag.

Der -sprachliche- Positivismus nimmt es so absolut ernst damit, den -sprachlichen- Dingen ein „Verteilungsschema“(G. Deleuze. Der Faden)3 aufzuerlegen und erneut nach „Kategorien“(ebd.) zu sondern, die augenscheinlich -nicht mehr- mit „Substanzen“ oder deren „primären“ (atomaren etc.) Zuständen zu tun haben.

Vom analytischen Standpunkt kann es nur in einem -Marcuse- „Sonderbereich“ des alltäglichen Redens, Handelns und Denkens passieren, daß man („wer“), Deleuze:

“Fehler macht... eine Ursache mit einer anderen verwechselt,... Zwischenfälle(sic) nicht voraussieht,... die Substanzen schlecht kennt... beim Umgang mit den Kategorien zerstreut ist und sie zur Unzeit anwendet...“(G. Deleuze. Der Faden ist gerissen. S. 47).

Wer sich aber überdies bei dieser „Analyse“ von, Marcuse:“aufgeblasenen Sprachatomen, ... Redefetzen, die sich wie kindliches Geplapper anhören“(Marcuse, S. 189) leiten läßt, ist der -sprachliche (linguistische, „ironische“)- Positivismus, der die „Alltagssprache“ vorgeblich einer analytischen Behandlung unterzieht und damit aber von der „politischen“ Dimension und Sprache abgrenzt, während diese sich in der „bestimmende(n) Funktion“(ebd. S. 212) -hyperbolisch (Derrida)- von der „sozialen“ Bedeutungsebene abhebt, die sich gleichzeitig im, Marcuse:“polemischen, politischen(sic) Universum der Sprache“(ebd. S. 212) intensiviert und „durchsetzt“(ebd.).

Intensivierung heißt hier mit Jacques Derrida („Die Schrift und die Differenz“):“Reduktion der Reduktion“(Derrida, S. 406), in der sich die „Souveränität“(ebd.) des -theoretischen- Denkens oder der Philosophie in die „politische“ Dimension transformiert und dies unter -Derrida- „rückhaltloser Verausgabung“(ebd.) und -Derrida- „Verlust des [regionalen] Sinns“(ebd.).

Die Souveränität des „Sinnes“, die sich -dem Philosophen- in einem „(unhaltbaren) Gleiten“(ebd.) entzieht und entgeht, stellt sich in der „Positivität“ und nach dem „Gesetz“(ebd.) des „Politischen“ wieder her, aber ebenfalls unter Verlust des -“absoluten“(ebd.)- Sinnes, der seiner „souveränen Instanz“(ebd.) unterworfen wird.

Die Philosophen, suggeriert J. Derrida, die sich getreu der -I.Kants „selbstgesetzlicher“ Vernunft und so noch in Heideggers Programmatik in „Vom Wesen der Wahrheit“4 - auf ihr „gewohntes Gesetz“(Derrida, ebd.) und seinen (meta-empirischen) „Umfang“(ebd.) berufen, der die (j. Batailles) Begriffe der „Verausgabung“(ebd.) und -epistemischen- „Begierde“(ebd.) an das unverbrüchliche Theorem der (Cartesianischen) „Selbstgewißheit“(ebd.) und „Sicherheit“(ebd.) bindet, finden in diesem „Gleiten“ keinen Halt.

So wird -in J. Batailles und G.W.F. Hegels philosophischen Texten- die, Derrida:“Entgegensetzung des Kontinuierlichen und des Diskontinuierlichen... fortwährend verschoben.“(J. Derrida. Die Schrift und die Differenz. S. 404), während es die „Logik“(ebd.) der Hegelschen Dialektik fordert, daß diese Differenz(en) unter dem -Hegelschen- „(absoluten) Begriff“ oder „Logos“, Derrida:“versöhnt“(ebd.) werden, aber gerade wegen seiner, Derrida: absoluten“Souveränität“(ebd.) diesen „bestimmten Punkt“(ebd. S. 406) ständig „exzedieren“(ebd. S. 405)

. Nicht an die „Philosophen gewendet“ (ebd.S. 406) soll die -J. Derridas- Aussage ergehen, Zitat:

“daß sie den Anschein nach ihrem gewohnten Gesetz in einem gewissen Umfang gehorchen, sich aber an einem bestimmten Punkt auf die Souveränität beziehen, auf den absoluten Verlust ihres Sinns, auf die rückhaltlose Verausgabung, auf das, was man auf ihrer philosophischen Seite höchstens noch Negativität oder Verlust des Sinns nennen kann: ... Die Begriffe, die in diesem kalkulierten Gleiten mitgerissen werden, werden zu Nicht-Begriffen; sie sind undenkbar und werden unhaltbar.“(J. Derrida. Die Schrift und die Differenz. S. 406)

Ist hier, im Jean Bataille´schen -exzessiven- Diskurs der „Lebensstrom“(ebd. S. 183) E. Husserls mit dem in der Cartesianischen Reflexion „souverän“ und selbstgewiß gewordenen „Cogito“(Ich denke) kontaminiert und so in die sich ent-gleitende „Gewalttätigkeit“(Derrida, S, 162) der „Theorie“(sic; ebd.) mit Derrida:“zurückgefallen“(ebd.), die, wie Derrida fortfährt:

“den Anderen in der Psychagogik, der Demagogik und Pädagogik sogar, die nicht(!) Belehrung ist, reduziert, wenn sie ihn anführt(sic).“(J. Derrida. Ebd. S. 162)?

Denn die „Lehre“ (gr. theoria) als solche, argumentiert Derrida:“entstammt der Höhe des Meisters, dessen absolute Äußerlichkeit die Freiheit des Schülers nicht beeinträchtigt.“(ebd.) Das heißt, wenn diese „Theorie“, wie es J.-F. Lyotard in „Apathie in der Theorie“ dargelegt hat, über den „Status einer Lehrerzählung“(Lyotard, ebd. S. 14) verfügen soll, in der -nicht- gerade eine „Pragmatik“(ebd. S. 13) oder Programmatik am Werk ist, die -nicht nur- die theoretische „Aufmerksamkeit“(ebd.) auf, Lyotard:

“Aspekte der kleinen(sic) Politik und der gegenwärtige(n) Geschichte lenk(t).“(J.-F. Lyotard. Apathie in der Theorie. S. 14)

Darin wird auch die wahrheits-kriteriologische Unterscheidung „wahr/falsch“(ebd.) fallen gelassen und auf die -bloße- „Existenz“(ebd.) der erzählten Geschichte verschoben.

Der Theoretiker, als der sich J.-F. Lyotard in „Apathie“ stilisiert, gibt nicht vor, in seiner Erzählung eine „Universalgeschichte“(ebd.) wiederzugeben,

„(U)nd ich erhebe nicht den Anspruch auf den Beruf des Theoretikers, der darin besteht, die Welt zu retten(sic), indem man ihr ihren verlorenen Sinn ins Gedächtnis ruft.“(ebd. S.14)

Von diesem Standpunkt aus ist aber alles -material- Gegebene und -ereignishaft- Vorkommende in „Erzählungen erfaßt“:“der Physiker“, retoniert Lyotard in der dialektischen Form des (Platonischen) Dialogs:

“... wird mir die Geschichte des Stahls erzählen, der Ökonom die der Waffenfabriken(sic), der Kanonier die der Ballistik. Die Granaten sprechen nicht(!), sondern fungieren als Referenzen von Erzählungen, die sie vorbereiten und die sie kommentieren,“(Lyotard, ebd. S. 15f) .

Die, Lyotard: „Wolken narrativen Stoffs“(ebd. S. 17), die sich -jenseits- des Horizonts der „marxistischen“(ebd. S. 16) Erzählungen von den „Arbeitern“, den „Intellektuellen“, dem „Mai 68“(ebd. S. 13) u.s.f. auf die „Szenarios“(ebd. S.17) der -historisch-aktuellen- Geschichte (ebd.) als ihren Referenten beziehen, „werden so schnell nicht versiegen.“(ebd.)

Wenn „Kriege“ in dieser -theoretisch- pragmatischen Bedeutung und Funktion eines „Narrativs“(Lyotard) also als Referenz einer „Erzählung“ aufzufassen sein sollen, dann ebenso als -Divergenz- zwischen einer von „Intellektuellen“(ebd. S. 18) -souverän- in Umlauf gehaltenen „Metaerzählung“(ebd.), von der die „Myriaden kleiner Geschichten“(ebd.) abweichen, die -den Text- der „kanonischen Erzählung“(ebd.) anders oder „fehl“ interpretieren, die im Modell der Hegelschen Dialektik: den „Sinn der Rede“(A. Kojève)5 enthält und „aufbewahrt“.

Die -Rede- der „dialektischen Vernunft“(ebd.) faßt, wie es Hegel in der „Enzyklopädie (§82)“ über das „Spekulative“ oder „Positiv-Vernünftige“(Kojève, S. 265) zum Ausdruck gebracht hat, „die Einheit der Bestimmungen in ihrer Entgegensetzung auf“(ebd.), die in dieser Einheit der „Integration beider“(ebd.) oder des -Hegel- „An-und-für-sich-Seins“(ebd.) für Hegel die (sog.) „Totalität“ repräsentiert .

In dieser - „positiv-vernünftigen“- Totalität also gelangen die Entgegensetzungen, nach einer Folge von Negationen (Nicht-A, Nicht-B; ebd. S. 168), in denen sie sich -gegenseitig- negieren und im Resultat „affirmieren“(bestätigen) sollen, in „N“(ebd.) zum „Stillstand“(ebd.).

In Gilles Deleuzes „Rhizom“ widerfährt dieser -Hegelschen- Totalität aber eine -reduktive- Umdeutung, die den „Informationsfluß“6 derart regelt, daß er zugleich gesprengt wird: in der Erscheinungsform eines -G. Deleuze:- „Kriegsrhizoms“(sic; ebd.) oder (sog.) „Firing Squads“(ebd.), das sich als -gesellschaftliche- „Vielheit“(ebd.) mitunter zu der (Reduktions-)Form „n-1“ (ebd.) modifiziert (de-totalisiert), in der sie, G. Deleuze:

„jeden vereinheitlichenden Automaten(sic) als ... Eindringling abweist.“(G. Deleuze. Rhizom. S. 28) E.B.